Aus dem Zyklus Gehinnom

Piesen Robert

Aus dem Zyklus Gehinnom (1974)

Zum Künstler:       Jindřichův Hradec (Neuhaus) 1921 -1977 Haifa

Gemarkt:                 signiert hinten: Robert Piesen 1974

Maße:                       H 70 cm, B 60 cm

Material:                 Email, Öl, Bronz auf Leinwand

Provenienz:            österreichischer Privatbesitz

Preis auf Anfrage

Piesen Robert (1921 -1977),

wurde am 11. August 1921 in Jindřichův Hradec (deutsch Neuhaus-Tschechoslowakei) als zweiter Sohn von Richard und Emilie Piesen geboren. Sein Vater Richard Piesen (1877-1937) war Absolvent der Universität Wien (Abschluss in Chemie und Philosophie). Er stammte aus einer jüdischen Familie, die angeblich im 19. Jahrhundert aus Spanien nach Böhmen eingewandert war. Er besaß eine Fabrik für Kunstdünger in Neuhaus. Seine Mutter Emilie, geborene Matoušková (1899-1950), stammte aus einer katholischen Familie. Vor der Hochzeit konvertierte sie zum jüdischen Glauben. Robert Piesen hatte einen angeborenen Herzfehler.
Piesens Eltern ließen sich später scheiden und Robert zog mit seinem Vater und seinem Bruder nach Brünn. Nach dem Abschluss der Bürgerschule (1933-1936) studierte er an der Kunstgewerbeschule in Brünn bei Professor František Václav Süsser (1936-1940). Nach zweijähriger Vorbereitung spezialisierte er sich auf Grafik.
Während der deutschen Besatzung versuchte er, der Deportation in ein Konzentrationslager zu entkommen. Anfangs lebte er in Untermieten, die er oft wechselte. Später besorgte er sich gefälschte Dokumente und wurde 1942 als Zwangsarbeiter in Berlin eingesetzt. Hier arbeitete er beim Deutschen Verlag. Aber er musste nach Luftangriffen auch bei der Trümmerbeseitigung arbeiten. Diese Erfahrungen haben sein ganzes Leben beeinflusst. Er war eines von drei Familienmitgliedern, die den Zweiten Weltkrieg überlebten.
Nach dem Krieg blieb er kurze Zeit in Brünn, ließ sich dann aber in Prag nieder. Hier lernte er seine lebenslange Partnerin Pavla Mautnerová, seinen späteren Freund Richard Fremund sowie die Künstler Karel Černý, Jiří Martin, Vojta Nolč und Libor Fára kennen. 1957 hatte er seine erste exklusive Ausstellung in der Jugendgalerie (Galerie mladých) in Prag. Im selben Jahr nahm er an der Ausstellung der Gruppe "Mai 57" im Gemeindehaus (Obecní dům) teil. 1962 nahm er an der Konfrontationsausstellung "Argumenty I" (Argumente I) in der "Krzywe Kolo-Galerie" in Warschau teil (mit dabei waren auch: Jiří Balcar, Vladimír Boudník, Josef Istler, Jan Koblasa, Mikuláš Medek, Aleš Veselý). 1963 erwarb er ein Studio in "Nusle" (Prager Viertel), wo er in den nächsten zwei Jahren eine große Anzahl seiner Hauptwerke schuf.
Im Januar 1965 ging er nach Zürich, um an einer internationalen Ausstellung in der Bürdecke-Galerie teilzunehmen. Er kehrte nicht mehr in die Tschechoslowakei zurück und wanderte aus. Er ging zuerst nach Wien und dann nach Israel. Hier ließ er sich zusammen mit Pavla Mautnerová im Künstlerdorf "Ejn Hod" nieder. 1966 gelang es seinem Freund, dem Arzt Misch Siebeld, eine einzigartige Herzoperation für ihn zu organisieren.
Er starb am 20. Januar 1977 während der Vorbereitung einer Ausstellung in Jerusalem an einem Herzinfarkt und ist in Haifa begraben.

Seine Kriegserlebnisse spiegelten sich später in der spirituellen Dimension seiner künstlerischen Arbeit wider, hauptsächlich in den alttestamentlichen Themen der 1950er Jahre. Wie andere Künstler seiner Generation entwickelte er um die Wende der 1950er und 1960er Jahre eine Maltechnik, die mehr oder weniger monochrome, aber reich plastisch strukturierte Bildoberfläche seiner Werke hervorbrachte. Dieser Maltechnik blieb er für das nächste Jahrzehnt treu. Die meisten Gemälde aus diesem Jahrzehnt gehören zu zwei umfangreichen Serien "Räume des Nichts" und "Gehinnom". Der letztere Zyklus ist auch vom alttestamentlichen Mythos Gehinnom inspiriert. Gehinnom - das Tal des Sohnes Hinnoms, ist ein Ort hinter den Mauern des biblischen Jerusalem, der gleichbedeutend mit Höllenleiden und Fegefeuer war, gefolgt von Erlösung. Piesens amorphe Texturen sollten "Schwarzlicht" hervorrufen, laut rabbinischer Literatur ein Feuer, das kein Licht aussendet.